Mathias,
ich finde es sehr gut, daß Du hier viele Informationen und Argumente angeboten hast. Nur wenn man die Zusammenhänge versteht, kommt man weiter. Drei Gedanken so auf die Schnelle:
1) In dem unauflöslichen Dilemma zwischen "zu wenig tun" und "zu viel tun" würdest Du dazu neigen, lieber mal eine Hausdurchsuchung zuviel anzuordnen. Ich kann den Punkt sehr gut nachvollziehen, daß man sich dafür bei den Betroffenen notfalls entschuldigen kann, während den Bombenopfern nicht mehr zu helfen ist. Trotzdem muß man die Fortsetzung dieses Gedankens sehen:
- Dann würde halt im Zweifelsfall lieber einer zuviel verhaftet als einer zuwenig. Daß man sich bei mir nach vier Wochen unschuldig in U-Haft (nur so konstruiert) entschuldigt, würde mir nichts bringen.
- Im Zweifel würde lieber einer zuviel verurteilt, auch wenn die Indizien eigentlich zu dürftig sind, Hauptsache der potentielle Bombenleger läuft nicht frei herum. In diesem Fall entschuldigt man sich nicht mal mehr. Bist halt Knacki geworden, wenn auch für nix.
- Im Zweifel lieber mal zu schnell als zu langsam geschossen. Ich sage ja nicht, daß es so ist, aber wer weiß, wenn wir auf diesem Weg weitermachen, wo wir da noch hinkommen?
- Im Zweifel lieber mal einen zuviel gefoltert als einen zuwenig. Genau das tun die Amis, und genügend andere auch, allerdings foltert kein anderer mit dieser brechreizfördernden Doppelmoral wie die superchristliche Regierung von Betbruder Bush.
2) Der rote Faden in Deinen Ausführungen ist die Resourcenknappheit als letzter Grund für alle diese Fehler. Geldmangel, Personalmangel, in unserer Zeit überall dasselbe. Das ist richtig. Nur kommt das nicht wie ein Naturgesetz daher, sondern hat seinerseits eine dahinterliegende Ursache. Wenn überall zuwenig Geld vorhanden ist, wo steckt dieses viele Geld statt dessen? Wer nimmt es uns weg? Meine Antwort darauf: Neoliberalismus und Globalisierung. Darunter darf man sich einen großen Staubsauger vorstellen, der das Geld aus der Realwirtschaft abzieht, natürlich auch aus allen Bereichen des Gemeinwohls und damit auch aus der öffentlichen Verwaltung, um es in eine spekulative Schattenwirtschaft zu pumpen, die man sich ruhig als gigantisches Spielkasino vorstellen darf, Stichwort Shareholder Value. Da gäbe es viel zu sagen, schenke ich mir aus Platzgründen.
3) Wie auch immer man das alles einschätzt, der Presse käme hier eine bedeutende Rolle zu als Aufklärer und Mahner. Und dann dieser unterirdische Artikel im Focus.
Das führt natürlich auch zu dem Punkt, wie man mit alledem umgeht. Ich möchte nochmal auf meinen früheren Vorschlag zurückkommen: Wir alle, mit dem Forum als zentraler Anlaufstelle, organisieren uns besser und leisten z.B. Überzeugungsarbeit der Presse und den Behörden gegenüber. Selbstverständlich werden wir da nur in kleinen Schritten vorankommen. Aber immer noch besser als nur stillsitzen und warten, bis man selber dran ist.
Gruß
Peter
Geändert von Peter am 23. Dezember 2005 um 15:02